Đina Markuš (1920 – 2006)

Đina Markuš wurde 1920 in einer kaufmännischen Familie in Cetinje geboren. Bereits als Gymnasiastin hat sie sich kommunistischen Ideen angeschlossen, wie viele jungen montenegrinischen und jugoslawischen Kommunistinnen, dem Beispiel der männlichen Familienmitglieder folgend. Đina Markuš bereitete sich auf das Medizinstudium in Belgrad vor, als 1941 Italien Montenegro besetzte. Aufgrund illegaler Arbeit und der Unterstützung der Kommunisten wurde sie zunächst im faschistischen Gefängnis Bogdanov in Cetinje eingesperrt. Wegen der Unterstützung der Partisanen wurde sie erneut verhaftet und bis zur Kapitulation Italiens in einem Lager interniert. Danach kehrte sie über Slowenien zurück und schloss sich den Partisanen in der finalen Phase des Kampfes zur Befreiung Montenegros und Jugoslawiens an. 

Aus dem Krieg ging Markuš als eine junge Kommunistin hervor, die wegen ihrer unermüdlichen Unterstützung des antifaschistischen Kampfes und der Revolution große Anerkennung genoss. Nach dem Krieg wurde Đina Markuš mit der politisch vertraulichen Anstellung als Postangestellte in Belgrad betraut. Markuš´ Leben in der Nachkriegszeit begann mit Enthusiasmus sowie mit dem Wiederaufbau des Landes und mit dem starken kollektiven Willen zur Verwirklichung revolutionärer Ideale. Nach der Veröffentlichung der Kominform-Resolution 1948 beging der Ehemann der Schwester Đinas, der Offizier Vido Đurašković, in Belgrad Selbstmord, da er wusste, dass ihm die Verhaftung und die Deportation auf Goli otok drohen. Zeitnah wurde auch Đina unter der Anschuldigung verhaftet, dass sie Druckletter ins Ausland zum Zweck antijugoslawischer Propaganda versandt habe. Sie war eine der zahlreichen Kommunisten, die sich zu dieser Zeit gegen Sonderverkaufsstellen für privilegierte Personen und Gruppen  gewehrt haben, welche die soziale Stratifizierung in unterschiedliche gesellschaftliche Klassen und die Herausbildung der “roten Bourgeoisie” angekündigt haben.

Đina Markuš wurde 1949 verhaftet und eine gewisse Zeit in der Untersuchungshaftanstalt Glavnjača in Belgrad festgehalten, worauf sie auf Goli otok und Sv. Grgur interniert wurde. Aus dem Lager wurde sie 1952 entlassen. Bis zu ihrem Tod konnte sie sich nicht an das “normale Leben” gewöhnen. Sie litt unter schwerer und lang anhaltender Schlaflosigkeit und verfiel oftmals in katatonieähnliche Zustände – Bewegungslosigkeit, Verkrampftheit des Körpers, Schweigen. Sie wurde in mehreren psychiatrischen Anstalten behandelt.

1989 schrieb Đina Markuš (unveröffentlichte) Memoiren über ihren Aufenthalt auf Goli otok und Sv. Grgur. 2006 verstarb Markuš an einer Überdosis an Schlaftabletten.

“Ich stand da, mein Körper hatte sich verkrampft, vor Angst konnte ich mich nicht bewegen. Sie stießen mich in die Runde und die Schläge begannen. Von der einen und der anderen Seite gingen die Faustschläge nieder. So schwach wie ich war hielt ich nicht mal zwei Meter aus, begann zu fallen aber sie hoben mich hoch und verprügelten mich weiter, als ob sie im Wettbewerb seien, welche mehr und besser schlägt. Sie schlagen und spucken, und das war mir das Schwierigste, das Schrecklichste, schleimige Auswürfe gleiten mir über Gesicht, Hände und Haare…“  

* Der Text  wurde der Webseite des künstlerischen Projektes namens “Ihr habt die Partei verraten, gerade als ihr ihr helfen solltet” entnommen. Wir bedanken uns bei der Projektleiterin Andreja Kulunčić und bei ihren Mitarbeiterinnen für die zur Verfügung gestellten Materialien.