Vladimir Vlado Dapčević (1917 – 2001)

Vlado Dapčević wurde 1917 in Ljubotinje bei Cetinje geboren. Er besuchte das Gymnasium in Cetinje, jedoch wurde er aufgrund seiner Tätigkeit als Organisator von Schülerstreiks aus der Schule ausgeschlossen. Als Sechzehnjähriger ist er Mitglied des Verbands der kommunistischen Jugend Jugoslawiens (SKOJ) geworden. Zeitnah danach ist er zum ersten Mal wegen der Verbreitung kommunistischer Flugblätter verhaftet worden. 1934 wurde er Mitglied der Kommunistischen Partei Jugoslawiens (KPJ), und schon 1935 hat er eine kürzere Zeitstrafe im Gefängnis wegen “revolutionärer Tätigkeiten” abgesitzt. Infolge seiner Wirkung wurde ihm der Besuch aller Schulen in Jugoslawien untersagt. Während massenhafter Demonstrationen der Kommunisten in Montenegro 1936 wurde Dapčević wieder inhaftiert. Im Ansluss verbrachte er vier Monate im Gefängnis in Sarajevo. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis nahm ihn die Polizei bei seinem Versuch, nach Spanien zu verreisen, wieder fest. Im Spanischen Bürgerkrieg kämpfte bereits sein älterer Bruder, Peko Dapčević. 

Die Behörden erlaubten Vlado Dapčević 1939 das Abitur zu erlangen. Demnach nahm Dapčević ein Studium an der Technologischen Fakultät in Belgrad auf. Im Laufe einer Prügelei mit Mitgliedern der rechtsgesinnten Organisation der Jugoslawischen Volksbewegung ZBOR, erlitt Dapčević eine Verletzung am Kopf. Zur Zeit des Aprilkrieges 1941 hielt sich Dapčević zunächst in Belgrad auf, jedoch verreiste er bald nach Montenegro. Dort beteiligte sich Dapčević an den Vorbereitungen für den Aufstand. Einigen Quellen zufolge war er der Erste, der den Aufstand am 13. Juli 1941 mit einem Waffenschuss begonnen habe. 

Ende 1941 nahm Dapčević an der Schlacht um Plevlja teil, wobei er verletzt wurde. Nach der Teilnahme an berühmten Episoden der Partisanen in Rude und Igman erlitt er 1942 wieder eine Verletzung. Als Kommandeur diverser militärischen Einheiten und Bataillons beteiligte sich Dapčević an den Schlachten auf Neretva und Sutjeska. Während des Krieges ist er aufgrund seines Konfliktes mit der Partei mehrmals ausgeschlossen worden, jedoch wurde er wegen seiner Tapferkeit im Kampf wiederaufgenommen. Aus dem Krieg ging er mit dem militärischen Rang des Oberstleutnants hervor und wurde als Lehrkraft an die Höhere Parteischule delegiert. 1947 wurde Dapčević zum Vorsteher der Verwaltung der Jugoslawischen Volksarmee (JNA) für Agitation und Propaganda ernannt, wonach er als Delegierte am Fünften Kongress der KPJ im Juli 1948 beteiligt war. 

Nachdem er sich für die Kominform-Resolution ausgesprochen hatte, verreiste Vlado Dapčević im August 1948 mit den montenegrinischen Generälen Arso Jovanović und Branko Petričević zur Jagd in die Umgebung von Vršac (Werschetz). Dieses Ereignis sollte als Deckmantel dienen, unter welchem die drei Offiziere nach Rumänien fliehen sollen. Beim Versuch der Grenzüberquerung kam es indes zu einem Vorfall, in dem Jovanović gestorben ist und Petričević verhaftet wurde. Vlado Dapčević gelang es, nach Belgrad zurückzukehren. Aus Belgrad versuchte er einige Tage danach noch einmal nach Ausland zu fliehen. Beim erfolglosen Versuch, die Grenze zu Ungarn zu überqueren, wurde er verhaftet. 

In der Untersuchungshaft verbrachte Vlado Dapčević fast zwei Jahre, wonach er zu 20 Jahren Haft verurteilt worden ist. Ab Juni 1950 bis Dezember 1956 war er in den Lagern Stara Gradiška, Bileća und Goli otok. In seinem persönlichen Zeugenbericht teilte er mit, dass er sich trotz schwerer Tortur seiner politischen Überzeugungen nicht losgesagt habe. 

Mit einer Gruppe Gesinnungsgenossen floh Dapčević 1958 nach Albanien, wonach er in die Sowjetunion verreist. Zeitnah ist er jedoch in Konflikt mit der sowjetischen Behörde geraten: Zuerst 1962 aufgrund seiner Absicht, Freiwillige zur Reise nach Kuba zu versammeln. 1965 wurde er von sowjetischen Behörden verhindert,  sich dem Kampf der Kommunisten in Vietnam anzuschließen. Im Jahr 1966 verlässt Dapčević die Sowjetunion und verreist nach Westeuropa. Hier leistete er schwerste körperliche Arbeit, um zu überleben. In den folgenden Jahren wurde Dapčević mehrmals inhaftiert und aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden und der Schweiz ausgewiesen.  

In dieser Zeit knüpfte Dapčević Bindungen zu radikalen marxistisch-leninistischen Parteien in Westeuropa und pflegte Beziehungen mit anderen jugoslawischen Anhängern der Kominform-Resolution in Osteuropa. Infolge seiner Fortsetzung der politischen Tätigkeit versuchte  der jugoslawische Geheimdienst zunächst 1973 Dapčević erfolglos zu liquidieren. Die Jagd auf ihn wurde fortgesetzt und schließlich wurde Dapčević im Laufe einer Versammlung der jugoslawischen Exil-Kommunisten bzw. der Kominform-Anhängern 1975 in Bukarest seitens der jugoslawischen Geheimdienste entführt. Dabei sind zwei seine Begleiter ermordet worden. Die Festnahme von Dapčević passierte aufgrund einer Vereinbarung auf höchstem Niveau zwischen Jugoslawien und Rumänien.  

„Sie haben mir die Zähne ausgeschlagen, die Zunge zerschnitten, den Rachen gehäutet, die Rippen zerschlagen und alle inneren Organe verletzt… schließlich haben sie mir über den Mund und die Nase ein Halstuch gesteckt. Ich habe das Bewusststein verloren. Am folgenden Morgen bin ich im Belgrader Zentralgefängnis aufgewacht, in einer Zelle im Souterrain.”

In Jugoslawien wurde Dapčević zum Tode verurteilt, wonach seine Strafe zu zwanzig Jahren Haft umgewandelt worden ist. Aus der Haft in der Einzelzelle ist er 1988 entlassen worden, wonach er aus dem Land sofort verwiesen wurde. Den Rest des Lebens verbrachte er in Belgien, jedoch besuchte er nach 1990 oftmals Jugoslawien und Montenegro. Während der 1990er Jahre war er ein aktiver Teilnehmer der Kampagne gegen den Krieg und ein großer Opponent von Slobodan Milošević. Vladimir Dapčević ist am 12. Juli 2001 in Brüssel gestorben.