Jelena Halec Hadjikan (1919 – 1992)

Jelena Halec wurde 1919 im Dorf Goričan in der nordkroatischen Region Međimurje in einer vielköpfigen Familie eines angesehenen Handwerkers geboren. Mit achtzehn Jahren verließ sie ihren Heimatort mit ihrem Ehemann Antun Hadjikan und kam im Jahr 1937 nach Zagreb, wo sie eine Anstellung als Fabrikarbeiterin fand. Bestürzt über das praekaere Leben der Arbeiterinnen und Arbeiter schloss sie sich den kommunistischen Idealen einer gerechten und egalitären Gesellschaft an. 

Jelena Halec Hadjikan brachte 1938 ihre Tochter Olga zur Welt. Nach einem Kurs in Daktylografie wurde sie als Beamtin im Hygieneamt angestellt. Sie schloss sich der Befreiungsbewegung an und hat den Partisanen bis 1944 insgeheim Medikamente, medizinisches Zubehör und sogar Röntgengeräte zugesandt. Dabei hat sie ihr eigenes Leben und das Leben ihrer Familienmitglieder riskiert. 1942 wurde Jelena Halec Hadjikan in die Kommunistische Partei Jugoslawiens (KPJ) aufgenommen. Nach ihrer Enttarnung floh sie aus Zagreb, schloss sie sich den Partisanen an und brachte 1944 ihren Sohn Slobodan zur Welt.

Ohne ihre Enttäuschung über Karrieristen und Opportunisten zu verhehlen, die sie unter den Anführern der Partisanen kennenlernte, hat sie schon zu Kriegszeiten festgestellt, “dass diese Menschen niemals den echten Sozialismus aufbauen werden”. Gerade aufgrund dieser Enttäuschung hat sich Jelena Hadjikan im Sommer 1948 öffentlich für die Kominform-Resolution ausgesprochen. Danach wurde sie aus der Partei ausgeschlossen, ihres Dienstes als Ausschussmitglied enthoben, entlassen und zusammen mit ihrer Familie aus der Wohnung im Zagreber Wohnviertel Šalata geworfen.

Am 2. November 1948 wurde Jelena Hadjikan verhaftet. Nach neun Monaten in Untersuchungshaft, meistens in einer Einzelzelle, wurde sie zu zwei Jahren “administrativer Strafe” verurteilt. Im August 1949 wurde sie mit einem Viehwagen, einem sogenannten “Furgon”, nach Belgrad transportiert. Aus Belgrad wurde sie mit einer Gruppe politischer Häftlinge nach Ramski rit gebracht. In diesem sumpfigen Ort an der Donau haben die Gefangenen Tag und Nacht Bewässerungskanäle gegraben. Jedoch war diese Tätigkeit aufgrund des starken Windes und des matschigen Bodens vergeblich und meistens sinnlos. Zudem war Jelena körperlicher Gewalt seitens der Verwaltung und anderer Gefängnisinsässinnen ausgesetzt, da sie ihre Überzeugung von der Richtigkeit der Kritik an Tito und der KPJ nicht aufgeben wollte. 

Im März 1950 wurde Jelena Hadjikan zusammen mit der ersten Gruppe weiblicher Gefangenen unter Leitung der Lagerleiterin Marija Zelić ins Frauenlager zunächst auf Sveti Grgur und nachfolgend auf Goli otok transporiert worden. Jelena Hadjikan wurde ununterbrochen dem “Boykott” der Insassinnen ausgesetzt, sowie unendlicher Verunglimpfung, Demütigung, Bestrafung, Gehirnwäsche und körperlicher Erschöpfung. Dies weil sie die Forderungen der Verwaltung nach einer “Revision der Haltung” nicht respektierte und auch da sie die anderen Insassinnen nicht schlagen konnte und wollte. Die Mehrheit der Frauen im Buch „Ženski logor na Golom otoku“ (dt.: “Das Frauenlager auf Goli otok”) bezeugt, dass Jelena Hadjikan dem größten Terror unterzogen wurde, jedoch hat sie unter den Insassinnen ein Gefühl tiefgreifender Beachtung hervorgerufen – als Verkörperung kommunistischer Gerechtigkeitsliebe und Beständigkeit.

Auch nach ihrer Entlassung  am 3. Januar 1953 nach viereinhalb Jahren im Gefängnis und im Lager war Jelena Hadjikan keine freie Bürgerin. Aufgrund ihres Dossiers als politischer Häftling (im Umfang von 42 Seiten) hat sie ihre Arbeitsstelle oftmals gewechselt, sodass sie insgesamt bei dreizehn Zagreber Unternehmen gearbeitet hat. Die Mitarbeiter der Staatssicherheitsbehörde UDBa, später SUP, verfolgten jeden Schritt Jelenas und haben sie bei zahlreichen Besuchen bedeutender Politiker nach Zagreb präventiv in Haft genommen. Außerdem haben sie Jelenas Kinder, Slobodan und Olga, mit Erpressungen bedroht. Slobodan und Olga wanderten schließlich nach Kanada aus.  

Bis zum Ende ihres Lebens litt Jelena unter psychischen Problemen und Störungen. Am besten fühlte sie sich in einer naturnahen Umgebung, in einem Häuschen in den Weinbergen um Sesvete. In einem Interview mit dem Belgrader Journalisten Jovan Petričević gegen Ende der 1980er Jahre sagte sie: „1948 war ich, was ich bis zum Ende meines Lebens sein werde – Kommunist.“

* Der Text  wurde der Webseite des künstlerischen Projektes namens “Ihr habt die Partei verraten, gerade als ihr ihr helfen solltet” entnommen. Wir bedanken uns bei der Projektleiterin Andreja Kulunčić und bei ihren Mitarbeiterinnen für die zur Verfügung gestellten Materialien.