Goli Otok: Ein Ort von regionaler Bedeutung
Für eine Kultur des Gedenkens und die Vermittlung historischen Geschehens spielen authentische Orte eine wichtige Rolle. In Goli Otok waren Menschen aus allen Teilen des damaligen Jugoslawiens inhaftiert. Dem Ort kommt damit eine große regionaler Bedeutung zu.
Goli Otok ist auf vielfältige Weise im Bewusstsein vieler Menschen präsent. Die Geschichte der Gefängnisinsel ist Gegenstand von Filmen und fand Eingang in Literatur, zuletzt in das großartige Buch „Was Nina wusste“ des israelischen Schriftstellers David Grossman. Gleichzeitig existieren aber große Wissenslücken. Vor allem wurde Goli Otok bis in die Gegenwart immer wieder instrumentalisiert und für nationalistische Zwecke missbraucht. Dem wollen wir mit dem vorliegenden Informationsangebot etwas entgegensetzen.
In der politischen Bildungsarbeit der Friedrich-Ebert-Stiftung nehmen erinnerungspolitische Fragen einen hohen Stellenwert ein. Bezogen auf Goli Otok heißt das für uns zum einen, die Erinnerung an die Menschen wachzuhalten, die hier aus politischen Gründen inhaftiert waren und gelitten haben. Und es geht darum, die komplexe Geschichte Goli Otoks zu verstehen. Nur durch eine differenzierte Betrachtung unter Nutzung des neusten historischen Forschungstandes kann es gelingen, dass die Auseinandersetzung mit diesem Ort und den unterschiedlichen Phasen seines Bestehens einen Beitrag für Verständigung und Versöhnung leistet.
Ursprünglich ein Projekt des FES-Büros Zagreb, haben wir deshalb 2021 damit begonnen, den virtuellen interaktiven Guide zu einem mehrsprachigen regionalen Angebot auszuweiten. Im laufenden Jahr wird die Website, die inzwischen in neun Sprachen besteht, weiter ausgebaut. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Erstellung zusätzlicher Kurzbiografien und weiterer Lehrmaterialien. Das Ziel ist, die Website zu einem aktiven Ort der Information zu machen, der allen geschichtlich Interessierten zugänglich ist und von Lehrerinnen und Lehrern zur Gestaltung des Geschichtsunterrichts genutzt werden kann.
In diesem Sinne hoffen wir, dass die Website eine weiterhin wachsende Nachfrage findet. Mein herzlicher Dank gilt allen, die zu diesem Projekt beigetragen haben und dies weiterhin tun. Besonderer Dank geht an das Team von documenta, namentlich an Dr. Martin Previšić und Dr. Boris Stamenić für ihr Engagement und ihre große Fachkenntnis sowie den Kolleginnen und Kollegen des FES-Büros Zagreb für die ausgezeichnete Zusammenarbeit.
Sarajevo, im Juli 2022
Dr. Ralf Melzer
Leiter Regionalbüro Dialog Südosteuropa der Friedrich-Ebert-Stiftung