Eva Grlić (1920 – 2008)

Eva Izrael wurde 1920 in einer jüdischen Familie in Budapest geboren. Von ihrer grossen Familie haben nur sie, ihre Tochter Vesna Domany und der Bruder ihres Vaters, Moše Izrael, den Holocaust überlebt. In Anbetracht der Tatsache, dass sie bei den Partisanen als politische Angestellte tätig war, Informationsblätter redigiert hat und bei der Redaktion der Zeitung “Glasilo AFŽ-a za Slavoniju”, “Vjesnik” und “Naprijed” arbeitete, hat sie nach dem Kriegsende als Journalistin in der Redaktion der Zagreber Zeitung “Naprijed” (dt.: “Vorwärts”) eine Anstellung gefunden. Hier hat sie auch ihren zukünftigen Ehemann Danko Grlić kennengelernt, den sie 1946 heiratete. Im darauffolgenden Jahr brachte sie ihren Sohn Rajko zur Welt. Zur Zeit des Konfliktes Jugoslawiens mit der Sowjetunion wurde ihr Ehemann Danko Grlić verhaftet und auf Goli otok interniert. Kurz darauf wurde auch Eva verhaftet, und dies gleich zweimal. Beim ersten Mal wurde die Familie ihrer Wohnung enteignet und Eva nach acht Monaten aus dem Gefängnis entlassen. Eva Grlić verlor ihre Anstellung und wurde obdachlos. Ihre Tochter Vesna wurde in einem Kinderheim untergebracht, während die Sorge um ihren zweijährigen Sohn Rajko dem Onkel und der Urgroßmutter anvertraut wurde. Nachdem ihr Ehemann entlassen wurde, wurde Eva Grlić aufgrund einer Äußerung, in der sie ihre Unzufriedenheit ausdrückte, erneut verhaftet und zu einer Haftstrafe auf Goli otok verurteilt. Auf Goli otok verbrachte Eva Grlić zwei Jahre. 

Nach den Verzeichnissen der Staatssicherheit UDB war Eva Grlić in den Frauengefängnissen auf Goli otok und Sv. Grgur ab dem 05. Mai 1949 bis zum 30. Januar 1953 inhaftiert. In ihrem Buch “Sjećanja” (dt.: “Erinnerungen”) legt Eva Grlić dar, während ihrer Haftstrafe außer 16 Zähnen jegliche Hoffnung auf das System verloren zu haben, an welches sie als junge Frau geglaubt hatte. Bis zu ihrer Pensionierung hat Eva Grlić in der Fabrik “Katran” gearbeitet – zuerst als reguläre Angestellte und danach als Sekretärin und Redakteurin der Fabrikzeitung. In ihrer Pensionierung war Eva Grlić als Übersetzerin aus der deutschen und ungarischen Sprache tätig, außerdem schrieb sie Geschichten und hat die Memoiren “Sjećanja” (dt.  „Erinnerungen“) (1997) sowie die Geschichtensammlung “Putnik za Krakow i druge priče” (dt.: “Der Reisende nach Krakow und andere Geschichten”) (2002) veröffentlicht.

“(…) Nach der Erfahrung von Goli otok habe ich besonders das Selbstvertrauen verloren. Ich war schreckhaft. Ich fürchtete mich, laut und unzensiert meine Gedanken zu sagen, in der Überzeugung lebend, dass jedes meiner Worte dorthin gemeldet wird, wo es besser nicht sein sollte. Auch heute noch habe ich die fixe Idee, dass all das, was ich sage, immer und überall abgehört wird… Die Angst ist allerdings auch nicht mehr etwas Bewusstes, mit der Zeit schleicht sie sich ins Unterbewusstsein ein und wird schwer löschbar… Eine solche Angst kann allerdings auch eine Ausrede für jegliches mutvolleres und menschlicheres Vorgehen sein.“ („Sjećanja“ (dt.: „Erinnerungen“) 1997: 275)

* Der Text  wurde der Webseite des künstlerischen Projektes namens “Ihr habt die Partei verraten, gerade als ihr ihr helfen solltet” entnommen. Wir bedanken uns bei der Projektleiterin Andreja Kulunčić und bei ihren Mitarbeiterinnen für die zur Verfügung gestellten Materialien.